Mehr Aufmerksamkeit für die Gesundheit am Arbeitsplatz

06.12.2021

„Gesundheit ist ein Megatrend“, sagt Sebastian Blumentritt von der FH Münster. Das wurde den Projektpartnern des INTERREG-Projekts „Health (Pro)Fit“ schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie klar. Nora Schoch, ebenfalls von der FH Münster, hat mit dem Projektteam um Prof. Dr. Heike Englert in einem Projekt mit der Stadt Billerbeck die Erfahrung gemacht, dass den Bürger*innen ein deutlicher Bedarf und Wunsch nach Maßnahmen zur Gesundheitsförderung besteht. Und nicht nur die Bürger*innen, auch die Unternehmen haben ihr Interesse an einer Verbesserung der Gesundheit am Arbeitsplatz bekundet. „Deshalb haben wir zusammen mit der Universiteit Twente im Jahr 2019 einen Antrag beim regionalen Programmmanagement INTERREG eingereicht, der sich mit dem Thema Gesundheit in verschiedenen Ebenen am Arbeitsplatz befasst. Nicht nur Maßnahmen für die Mitarbeiter*innen sondern auch für die Führungskräfte und das Managementteam der Unternehmen“, erklärt Schoch.

Im Projekt „Health (Pro)Fit“, das Teil des grenzüberschreitenden INTERREG-Programms Deutschland-Nederland ist, geht es um die Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitsmaßnahmen, die zu einem gesunden Unternehmen mit einer gesunden Unternehmenskultur führen. Teams der Universiteit Twente und der FH Münster betreuen acht Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aus den Niederlanden und Deutschland, um zu analysieren, für welche Maßnahmen in dem Unternehmen Bedarf besteht und wie diese umgesetzt werden können. „Es wurden bewusst KMU’s ausgewählt, weil sie oft keine festen Strukturen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements haben und selten auf etablierte Konzepte zurückgreifen können“, erklärt Schoch.

Bezüglich der Umsetzung des Projektes bei den KMU’s erklären Schoch und Blumentritt, dass in den Unternehmen Analyse der Ausgangssituation durchgeführt wurden. Auf Basis der Erkenntnisse wurden Hypothesen aufgestellt und anschließend in gemeinsamer Abstimmung mit der Geschäftsleitung der KMU geeignete Maßnahmen bestimmt. Inzwischen werden die ersten Maßnahmen auch intern in den Unternehmen umgesetzt und können bis zum Ende der Projektlaufzeit im Frühjahr 2022 evaluiert werden. Bei den Maßnahmen wird darauf geachtet, dass sich diese in die vorhandenen Strukturen und laufenden Prozesse einfügen. Beispiele für Maßnahmen sind individuelle Coachings für Mitarbeiter*innen oder die Messung der Körperzusammensetzung in Verbindung mit einer persönlichen Beratung zum gesunden Lebensstil und Ernährungsverhaltens. Dadurch soll das Bewusstsein für das Thema Gesundheit geschärft und ein Umdenken angeregt werden. Die Projektpartner stellen auch fest, dass Unternehmen zunehmend aktiv werden, wenn es um die Anschaffung von Geräten geht, die z. B. das Heben erleichtern. Auch auf individueller Ebene wird viel mit dem Begriff „Selbststeuerung“ gearbeitet. Die Projektpartner erwarten hier noch spannende Ergebnisse, vor allem auf Führungsebene, denn je besser man seine eigenen Stärken und Schwächen kennt, desto besser kann man andere anleiten.

Auf der niederländischen und der deutschen Seite der Grenze werden verschiedene Maßnahmen getestet. „Das gegenseitige Interesse der Projektpartner ist auf jeden Fall vorhanden. Es ist interessant zu sehen, welche Ergebnisse sie bei Universiteit Twente erzielen. Auch die Verbindung zwischen der FH Münster und der Universiteit Twente ist durch unsere Zusammenarbeit viel stärker geworden; es ist die Wissenschaft und das gemeinsame Ziel, das uns verbindet“, sagt Blumentritt. In der Zukunft wollen sie auf jeden Fall wieder zusammenarbeiten, z. B. bei der Durchführung eines ähnlichen Projekts in einem anderen Rahmen, z. B. mit öffentlichen Einrichtungen.

Die deutschen und niederländischen Unternehmen wurden auch in einem Expertengremium zusammengebracht, wo sie über wichtige Gesundheitsthemen diskutierten. Es stellte sich dabei heraus, dass es manchmal Unterschiede im Umgang von deutschen und niederländischen Unternehmen mit dem Thema Gesundheit am Arbeitsplatz gibt. Sebastian Blumentritt erklärt, dass  ein*e Arbeitgeber*in in Deutschland sensibel dafür ist, welche Pflichten er hat. Auch das Themenfeld Arbeitsschutz zählt neben der Betrieblichen Gesundheitsförderung zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. In den Niederlanden wird damit oft flexibler umgegangen. Dennoch ist es nicht immer so schwarz-weiß, denn viele Unternehmen haben ihre eigenen Regeln, die sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt haben. Darüber hinaus wurden während der Sitzungen weitere Entwicklungen im Gesundheitsbereich deutlich. „Mit unserem Projekt fokussieren wir die drei Facetten körperliche, mentale und soziale Gesundheit und sehen, dass es heutzutage einen anderen Fokus gibt auf verschiedene Bereiche von Gesundheit. Wir sehen, dass wegen der Corona-Maßnahmen die mentale und soziale Gesundheit mehr Aufmerksamkeit bekommen haben.“ berichtet Schoch. Sie sagt auch, dass zum Beispiel durch das Homeoffice die Arbeit oft mit dem Familienleben kombiniert wird, was sehr anstrengend sein kann. Es wurde auch deutlich, dass viele Mitarbeiter*innen die sozialen Kontakte mit ihren Kolleg*innen vermissten. Es wird erwartet, dass diese Aspekte in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen werden.

Das INTERREG VA Projekt „Health (Pro)Fit” wird im Rahmen des INTERREG – Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und von der Europäischen Union, dem Wirtschaftsministerium des Landes NRW und der Provinz Overijssel finanziell unterstützt.

Bild: © FH Münster

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