Europa investiert erneut in deutsch-niederländische Zusammenarbeit

01.05.2023

Im programmweiten Lenkungsausschuss des Interreg Deutschland-Nederland Programms wurden zwei Projekte genehmigt. Der Beschluss wurde von den Interreg-Partnern gefasst, die die Ministerien und Provinzen in den Niederlanden und Deutschland vertreten. Die Projekte durchliefen ein 18-wöchiges Antragsverfahren und können nun mit der Realisierung der gesteckten Projektziele beginnen. Der Fokus beider Projekte liegt auf grenzüberschreitenden Innovationen, wobei sich das Projekt „Parkinson Vibrating Socks“ auf das Gesundheitswesen konzentriert und das Projekt „Two4C“ einen wichtigen Beitrag zu einem grüneren Europa leisten wird. Insgesamt verfügen die beiden Projekte über ein Budget von 8.155.062 €, wovon 4.246.012 € für „Parkinson Vibrating Socks“ und 3.909.050 € für „Two4C“ bestimmt sind. Beide Projekte laufen bis März 2027.

Das regionale Programmmanagement Interreg in Gronau hat die Projektpartner beider Projekte von der Antragstellung an begleitet und bleibt auch bis zum Projektende in die Projektdurchführung eingebunden. Sie sind auch die ersten Ansprechpartner für neue Projektantragsteller. Die Kontaktdaten aller regionalen Programmmanagements von Interreg Deutschland-Nederland finden Sie hier: https://deutschland-nederland.eu/contact/

Parkinson Vibrating Socks

Das Interreg VI-Projekt „Parkinson Vibrating Socks“ zielt darauf ab, das Gehen und die Mobilität von Menschen mit der Parkinson-Krankheit zu verbessern. Begleiterscheinungen der Krankheit sind zahlreiche motorische Symptome, wie das Zittern der Hände oder Haltungsinstabilitäten. Eines der beeinträchtigendsten Symptome ist jedoch das „Freezing of Gait“ (FOG). FOG wird beschrieben, als würden die Füße plötzlich am Boden kleben bleiben, sodass der nächste Schritt nicht mehr eingeleitet werden kann, was häufig zu Stürzen führt. Heutzutage wird das FOG meist mit Medikamenten behandelt, deren Wirkung jedoch schnell nachlässt. Eine vielversprechende Alternative, die ohne Medikamente auskommt, ist das sogenannte „Cueing“. Beim Cueing erhalten die Betroffenen einen leichten Impuls, um die Gehblockade aufzuheben. Das Gehirn wird dabei durch einen plötzlichen Reiz überrascht und kann dadurch die nächste Bewegung wieder einleiten. Der Leadpartner des Projektes, die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, will zusammen mit seinen Projektpartnern aus Deutschland und den Niederlanden den Prototypen eines kleinen, mit einem Sensor versehenen Gerätes entwickeln, das Vibrationsreize sendet, wodurch es weder sicht- noch hörbar ist. Dieses System analysiert das Schrittmuster und löst eine Vibration aus, wenn ein FOG erkannt wird. Zusätzlich wird eine App entwickelt, die sich mit dem Gerät verbindet und relevante Daten für Parkinson-Patienten und Gesundheitseinrichtungen sammelt und leicht verständlich zusammenfasst. Das System wird in umfangreichen virtuellen Realitäten auf seine Wirksamkeit getestet, wodurch sichergestellt werden soll, dass es auch im Alltag zuverlässig funktioniert.

In dem Projekt verfügt man über ein interdisziplinäres Team innerhalb der Grenzregion Deutschland und Niederlande, das auf die verschiedenen zusammenhängenden Bereiche wie Hirnstimulation, Bewegungsanalyse und Alterungsforschung des Projektes spezialisiert ist. Diese Bündelung von verschiedenen Kompetenzen aus beiden Ländern kann zu einer effizienten Entwicklung des geplanten Cueing-Systems führen. Zu den Projektpartnern gehören: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Universiteit Twente, feelSpace GmbH, MS Sherpa und die Rijksuniversiteit Groningen. Das Projekt zeigt damit auch, dass durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der EU eine Lösung für die Folgen von z.B. neurodegenerativen Erkrankungen, gefunden werden kann, mit denen alle Mitgliedstaaten aufgrund der demografischen Entwicklung konfrontiert sein werden.

Two4C

Das Thema Kreislaufwirtschaft steht ganz oben auf der politischen Agenda Europas. Mit dem Europäischen Green Deal streben alle Mitgliedsstaaten eine CO2-neutrale, umweltfreundliche, schadstofffreie und komplette Kreislaufwirtschaft an. Auch im Rahmen von Interreg VI haben sich Projektpartner gemeldet, die dazu beitragen wollen, denn diese Herausforderung spielt in der Wirtschaft auf beiden Seiten der Grenze eine große Rolle. Die Handwerkskammer Münster, der Landkreis Grafschaft Bentheim, Oost NL, die Stichting Kiemt, Saxion und verschiedene niederländische und deutsche KMU werden zusammenarbeiten, um den Umstellungsprozess zu einer Kreislaufwirtschaft in der deutsch-niederländischen Grenzregion anzuregen und die Wirtschaft dabei zu unterstützen.

Durch verschiedene Projektmaßnahmen wird die Entwicklung hin zu neuen Kreislaufprozessen und Geschäftsmodellen in KMU angeregt. Die Projektpartner gehen davon aus, dass sie während der Projektlaufzeit insgesamt 500 Unternehmen in der Grenzregion mit einem Quick Scan erreichen und ihnen so die Bedeutung der Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft bewusst machen können. Mit diesem Quick Scan können Unternehmen aus den Branchen Holz, Elektro, Kunststoffverarbeitung, Metall- und Maschinenbau sowie dem Bau- und Ausbaugewerbe herausfinden, wo sie derzeit in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft stehen und wo Verbesserungen möglich sind. Anschließend können sie Verbindung zu einer Wissenseinrichtung, einem Lieferkettenpartner oder anderen ähnlichen Unternehmen knüpfen und mit ihnen eine Partnerschaft eingehen. In dieser Partnerschaft werden eigene Projekte auf den Weg gebracht, die sich unter anderem mit der effizienten Nutzung von Ressourcen, der Umstellung der Materialverwendung auf einen kreislauforientierten Ansatz und der weitestgehendsten Reduzierung von Abfällen befassen. In Schulungen lernen die Unternehmen die Gestaltungsprinzipien und Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft kennen. Darüber hinaus können sie diese direkt in konkrete Pläne für ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen übernehmen. Ferner werden Tutorials für KMU zu verschiedenen aktuellen Themen zur Verfügung gestellt. Durch diese Tutorials können Unternehmen zusätzliche wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die es ihnen ermöglichen, kreislauforientierter zu werden. Mögliche Themen für diese Tutorials sind u.a. Finanzierung, Gesetze und Vorschriften, zirkuläre Geschäftsmodelle, zirkuläre Innovationen oder grenzüberschreitende Zusammenarbeit.

Interreg-Finanzierung

Die Interreg-Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Mit der Genehmigung der oben genannten Projekte fließen 3.262.287 € aus diesem Fonds in die deutsch-niederländische Zusammenarbeit. Darüber hinaus leisten die Interreg-Partner einen Kofinanzierungsbeitrag in Höhe von 1.398.125 €. Dabei handelt es sich um deutsche und niederländische Ministerien und Provinzen, darunter das Ministerie Economische Zaken en Klimaat und die Provinzen Overijssel, Gelderland, Flevoland, Drenthe, Friesland und Groningen auf niederländischer Seite und auf deutscher Seite das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klima und Energie NRW. Die Projektpartner leisten darüber hinaus einen Eigenbeitrag von 3.494.650 €.

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