Ein Rückblick

02.07.2021

Der Arbeitsmarkt in der deutsch-niederländischen Grenzregion der EUREGIO ist durch einen Fachkräftemangel im Bereich der naturwissenschaftlich-technischen Berufe gekennzeichnet. Damit sich in Zukunft mehr Menschen für naturwissenschaftliche und technische Berufe entscheiden, wurde 2017 das Projekt „MINT-Lab auf Schlössern / in kastelen“ im Rahmen des INTERREG-Programms Deutschland-Nederland gestartet. Durch Austausche in Form von Projekttagen und gegenseitigen Besuchen in Deutschland und in den Niederlanden konnten die Schüler mit wissenschaftlichen Experimenten arbeiten. Die Projektpartner Andreas-Mohn-Stiftung, Regio Achterhoek, NEAnderLab GmbH, die Stiftung Jugend & Schlösser und das Team Nijhuis wollten mit dem Projekt dafür sorgen, dass sich Schüler schon in jungen Jahren für naturwissenschaftliche Fächer begeistern. Nachdem im vergangenen März die letzten geplanten Projekttage Corona-bedingt abgesagt werden mussten, läuft das Projekt diesen Sommer offiziell aus. Ein Film, der einen Rück- und Ausblick auf das Projekt ermöglicht, ist auf folgenden Websites zu sehen: www.mint-lab.eu oder www.andreas-mohn-stiftung.de

Die Andreas-Mohn-Stiftung aus Bielefeld übernahm die Leitung des Projekts und organisierte gemeinsam mit dem zdi-Zentrum NEAnderLab aus Hilden insgesamt über 100 Austausche zwischen niederländischen und deutschen Schulklassen an 16 historischen Orten in Deutschland und den Niederlanden, wie zum Beispiel das LWL-Industriemuseum in Bocholt oder Kasteel Twickel in Delden (NL). Diese Standorte, zusammen mit ihrer jeweiligen Umgebung, dienten auch als Studienobjekte.

Der Projektleiter Sven Schaper von der Andreas-Mohn-Stiftung in Bielefeld erzählt, dass die Schüler zum Beispiel die Qualität des Wassers rund um ein Schloss untersucht haben und auch, wie viele Kleintiere darin leben. Um das zu machen, wurden Wasserproben aus dem Burggraben entnommen und diese wurden mit dem Mikroskop analysiert. Neben dieser „Gewässeranalyse“ gab es z. B. auch folgende Kurse aus dem MINT-Bereich die vom zdi-Zentrum NEAnderLab entwickelt wurden:

  • Lebensmitteltechnik, wie eine Cola-Analyse oder Weingummis herstellen
  • Anwendung der Bionik bei Flugzeugen
  • Regenerative Energieformen, d.h. das Zusammenbauen und Ausprobieren eigener Energieerzeuger („Neue Energien“) .

Ziel der Projektpartner war es außerdem, die Schüler an das gemeinsame europäische Kulturerbe und die Nachbarsprache heranzuführen. „Durch die Vergangenheit haben wir viele gemeinsame Wurzeln und sind als Europäer miteinander verbunden. Es war sehr spannend, dies mit der modernen Wissenschaft und der Wirtschaft im EUREGIO-Raum zu verbinden“, erklärt Eva-Maria Mohn von der Stiftung. „Wir waren auch sofort begeistert von dem Projekt, weil es nicht nur um die Gegenwart und Vergangenheit geht; wir schauen vor allem in die Zukunft, um ein modernes Europa gemeinsam in Frieden zu gestalten. Das passt eigentlich auch ganz gut zu einem bekannten Leitspruch von August Bebel: ´Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart begreifen und die Zukunft gestalten.´ Und das sehen wir einfach in dem Projekt verwirklicht.”

„Bei Kennenlern-Spielen konnten die Schüler mehr von sich erzählen, und schon bald gewöhnten sie sich aneinander und unterhielten sich in einer Kombination aus Deutsch-Niederländisch sowie manchmal ein bißchen Englisch“, sagt Celine Wissmann, ebenfalls von der Andreas-Mohn-Stiftung. Frau Wissmann fand es sehr schön, dass sich einige der Schüler auf Instagram gefunden hatten und einander folgten. Auf diese Weise blieben sie auch nach dem Austausch miteinander in Kontakt.

Darüber hinaus waren Unternehmen an dem Projekt beteiligt. Sie öffneten ihre Firmentore und ermöglichten so einen Einblick in ihre moderne Produktion. Die Schülerinnen und Schüler konnten so MINT in die Praxis umgesetzt erleben. Außerdem wurde den Unternehmen die Möglichkeit geboten, Kontakte zu Schulen und Schülern für Praktika und Ausbildungen zu knüpfen. „Wir haben viele Firmenbesuche organisiert. Die Unternehmensaktivitäten passten immer zu den Themen, die während des Austauschs behandelt wurden. So bekamen wir zum Beispiel eine Führung durch ein Unternehmen, das sich mit nachhaltiger Energie beschäftigt. Auf diese Weise konnten die Schüler sehen, mit welchen Maschinen nachhaltige Energie erzeugt wird“, erzählt Sven Schaper. „Dadurch lernen Schüler viele neue Fachgebiete kennen, auf die sie sonst nicht so leicht stoßen würden. Vielleicht ist eines der besprochenen Themen sogar so interessant, dass es Perspektiven für eine zukünftige Karriere bietet, sagt Celine Wissmann.

Die offizielle Förderung des Projektes ist im Juni 2021 geendet. Die Andreas-Mohn-Stiftung arbeitet daran, damit sich einige Schulen auch nach der Corona-Pandemie wieder gegenseitig besuchen. Die Experimentalutensilien lagern auf Schloss Senden, wo ein Jugendbildungswerk entsteht. Die Utensilien können ausgeliehen werden, um auf Schloss Senden selbst oder an einem anderen Ort im EUREGIO-Gebiet einen MINT-Tag zu gestalten.

Celine Wissmann berichtet, dass man die Lehrer in einer Umfrage befragte, ob Interesse bei den Schulen bestehe, selbstständig neue Austausche zu organisieren. Die meisten befürworteten dies. „Es gab viele engagierte Lehrer, die sogar bereit waren, in ihrer Freizeit wieder an einem Projekttag mitzuwirken. Sie leben wirklich für diese Themen!“, sagt sie. Selbstverständlich möchte die Andreas-Mohn-Stiftung auch in Zukunft den Schulen helfen, zum Beispiel durch die Organisation des Programms oder durch die Vermittlung von Partnerschulen, dass MINT-Lab auf Schlössern und in kastelen zu erleben ist.

Das INTERREG V A – Projekt „MINT Lab auf Schlössern“ wurde finanziell unterstützt durch die Europäischen Union, sowie auf deutscher Seite durch das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten, dem Wirtschaftsministerium des Landes NRW und auf niederländischer Seite durch die Provinzen Overijssel und Gelderland.

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