Zunehmender Druck auf die Wasserversorgung in den Niederlanden und Deutschland

22.03.2023

Heute ist Weltwassertag; ein internationaler Tag der Vereinten Nationen (UN), um weltweit das Bewusstsein für die Wichtigkeit einer zuverlässigen Trinkwasserversorgung zu schärfen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir nur den Wasserhahn aufdrehen müssen und sauberes, sicheres Trinkwasser herauskommt. Dennoch nimmt heutzutage der Druck auf die Wasserversorgung durch Arzneimittelrückstände und Mikroplastik, das ins Abwasser gelangt, zu. Deswegen wird in Europa zunehmend die Aufmerksamkeit auf die Bekämpfung von Mikroverunreinigungen in unseren Wassersystemen gerichtet. Aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung und des steigenden Pflegebedarfs werden stets mehr Medikamente verwendet. Einige dieser Medikamente gelangen über Urin und Fäkalien in das Abwassersystem. Die Abwasserreinigung kann jedoch nicht verhindern, dass alle Arzneimittelrückstände herausgefiltert werden und in Gräben, Bächen, Kanälen und Flüssen landen – mit allerlei nachteiligen Auswirkungen. Bei kleinen Wasserorganismen kann die Einnahme von Arzneimittelrückständen beispielsweise zu Verhaltensänderungen, Gewebeschäden oder Folgen für die Fortpflanzung führen. Das Ökosystem wird hier auf lange Sicht enorm leiden.

Auch Projekte im Programmgebiet von Interreg Deutschland-Nederland beschäftigen sich mit dem Thema Wasser, darunter die Projektpartner des von 2016-2020 durchgeführten INTERREG V-Projektes „Energieneutrale Mikroschadstoffeliminierung (MiKRO)“. Der Leadpartner Waterschap Vechtstromen (NL) hat gemeinsam mit deutschen und niederländischen Partnern hart daran gearbeitet, die Qualität des Lebensraums für Tiere und Pflanzen zu verbessern. An der Zusammenarbeit waren die folgenden Organisationen beteiligt: Technische Betriebe Rheine AöR, Moekotte, InnotecControl GmbH und die INFA GmbH.

Das Projekt lief bereits 2020 aus, „aber wir sind mit dem Thema Mikroverunreinigungen noch nicht durch“, sagt Projektleiter Alexander Meijerink von Waterschap Vechtstromen. „Wegen des Klimawandels muss man bei der Wasseraufbereitung immer mehr tun und wir erwarten noch strengere Richtlinien in Europa, um die Qualität unserer Wassersysteme weiter zu verbessern“. Er gibt an, dass es heutzutage möglich sei, etwa 70 bis 80 Prozent der Mikroverunreinigungen, darunter auch Arzneimittelrückstände, aus dem Abwasser zu filtern. Diese Zahl sollte in Zukunft noch steigen. Länger anhaltende Trockenheit erhöht beispielsweise die Konzentration von Arzneimittelrückständen in Bächen, Kanälen und Flüssen.

Im Rahmen des Projekts wurden Wasseraufbereitungsanlagen in den Städten Emmen und Rheine als Teststandorte gewählt, um verschiedene Machbarkeitsstudien und Tests durchzuführen. An den Teststandorten wurden im Rahmen des MiKRO-Projekts Prozesssteuerungen entwickelt und in den Abwasserketten implementiert. Ziel war es, das Abwasser so effektiv und energieeffizient wie möglich zu reinigen, bevor es durch unsere Wasserhähne fließt. Eine Möglichkeit ist der Einsatz einer zusätzlichen Reinigungsstufe, um reines Wasser zu erhalten. Darüber hinaus wurden Situationen mit starken Regenfällen simuliert, da sich das Regenwasser in den Abwasserkanälen mit dem Abwasser vermischt und in großen Mengen zu den Kläranlagen fließt, wo es dann nicht vollständig aufgefangen werden kann. Es wird dann zum Teil wieder in die Oberflächengewässer gespült. In diesem Fall besteht eine Möglichkeit, Wasserströme mit einer hohen Konzentration an Mikroverunreinigungen vorrangig zu behandeln. Diese Ströme sind den Gemeinden bekannt, da sie oft an Orten, wo viel mit Medikamenten gearbeitet wird, wie z. B. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, angeschlossen sind.  Wasserströme mit einer geringeren Konzentration von Mikroverunreinigungen können dann in Wasserreservoirs gespeichert und nach starken Regenfällen gereinigt werden, wenn wieder Kapazitäten dafür vorhanden sind.

Alexander Meijerink erklärt, warum grenzüberschreitende Zusammenarbeit so wichtig ist, um das Problem der Mikroverunreinigungen in unseren Wassersystemen anzugehen. „Wasser macht nicht an der Grenze halt und das gilt auch für Arzneimittelreste und Mikroverunreinigungen im Wasser. Darüber hinaus ist es sehr interessant, mit deutschen Partnern zusammenzuarbeiten, da die unterschiedlichen Arbeitsweisen und Gesetzgebungen immer wieder neue Impulse und Perspektiven bieten. Man lernt unheimlich viel voneinander“, erklärt Alexander. „Unter anderem gibt es durch Interreg auch einen extra Anreiz, um miteinander in Kontakt zu treten und dieses gemeinsame Problem zu lösen“, fügt er hinzu. „Es ist eine großartige Möglichkeit, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu fördern“.

Alexander Meijerink betont auch, dass neben dem zusätzlichen Reinigungsaufwand, auch die Prävention immer wichtiger wird, z. B eine gute Aufklärung der Bürger, um zu verhindern, dass alte Medikamente in der Toilette oder im Müllcontainer landen. Auch Krankenhäuser beteiligen sich. Dort wird zunehmend mit Urinbeuteln gearbeitet wird, um zu verhindern, dass Reste von biologisch schwer abbaubaren Röntgenkontrastmitteln über den Urin in die Kanalisation gelangen. Aufgrund solcher Maßnahmen wird positiv auf die Aktivitäten im Rahmen des MiKRO-Projekts zurückgeblickt. „Jeder Partner hat etwas zu dem Projekt und den Projektergebnissen beigetragen“, erzählt Alexander stolz.

Das INTERREG V-Projekt „Energieneutrale Mikroschadstoffeliminierung” wurde durch die Europäische Union finanziert. Des Weiteren unterstützten das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Klimaschutz und Energie des Landes NRW, das niederländische Ministerie van Economische Zaken en Klimaat und die Provinz Overijssel das Projekt. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1,3 Millionen Euro.

Eine Zusammenfassung des Interreg-Projekts kann in Form eines Videos unter folgendem Link abgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=Qam5P5eWZSU.

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