Das regionale Programmmanagement Interreg aus Gronau sprach mit Alex van Geldrop und Ingrid Meijer von Oost NL sowie Johanna Jürgens von der TAFH Münster über das INTERREG V – Projekt „iPro N-Continued“. Sie übernahmen die Projektleitung und -organisation und waren für mehrere „Matches“ zwischen niederländischen und deutschen Unternehmen verantwortlich. Das Projekt startete am 01.01.2020 und wurde unlängst im Juni dieses Jahres abgeschlossen. In dem Projekt wurde an Innovationen für intelligente Produkte und Prozesse in deutschen und niederländischen Unternehmen gearbeitet. Die digitalen Innovationen kamen verschiedenen Sektoren im Interreg-Programmgebiet zugute, wie dem Gesundheitswesen, der Agrarwirtschaft sowie der Energiebranche. Im Interview blicken Alex, Ingrid und Johanna auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurück.
- Wie kam die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten KMU im Rahmen des Projekts zustande? Haben Sie dabei vermittelt?
Ein Teil der Projektpartner kannte sich bereits aus einem Vorgängerprojekt und das Interesse an einer erneuten Zusammenarbeit war groß. Doch es gab auch neue Projektpartner, die eine Idee für eine Innovation hatten, die sie weiterentwickeln wollten und dafür auf der Suche nach einem deutschen oder niederländischen Partner waren. Dabei konnten wir (Oost NL & die TAFH Münster) als Vermittler auftreten, so dass die richtigen Unternehmen zusammengebracht wurden. Daraus entstanden 8 verschiedene Teilprojekte.
- Wie sind Sie während des Projekts mit den teilnehmenden KMU in Kontakt geblieben?
Das Projekt begann kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Wir waren daher gezwungen, auf digitale Lösungen umzusteigen, wie z. B. die Besprechungen über Teams und Zoom. Letztendlich hatte dies auch Vorteile, da man sich oft schnell und kurzfristig mit anderen beraten konnte. Immerhin musste dafür niemand ins Auto steigen. Gegen Ende des Projekts war es wieder möglich, sich vor Ort zu treffen. Natürlich besuchten wir dann auch die teilnehmenden Unternehmen. Wir haben darüber gesprochen, wie sie die Zusammenarbeit erlebt haben und wie sich die Innovation für sie ausgezahlt hat. Wir konnten uns dort auch sofort das Ergebnis ansehen. So konnten wir uns ein gutes Bild davon machen, was sich während des Projektes bei den Partnern getan hatte.
- Das Projekt konzentriert sich auf die Themen Industrie 4.0 / Smart Industry. Warum ist es für KMU in der Grenzregion so wichtig, Innovationen auf diesen Fachgebieten durchzuführen?
Die genannten Themen gewinnen in der heutigen Zeit zunehmend an Bedeutung. Am Anfang war es „nice to have“, aber heute ist es für Unternehmen notwendig, zu digitalisieren, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen und auf dem Markt ganz vorne zu bleiben. Unternehmen merken, dass sie immer effizienter arbeiten müssen. Das Projekt sorgt auch für einen großen Anreiz. Fristen halfen den Unternehmen, tatsächlich zu handeln und Innovationen zu realisieren. Die Innovationen waren oft auch sehr praktisch und konnten im Prinzip recht schnell angewandt werden. Es wurde zum Beispiel ein Patientenlifter entwickelt, der mit dem Internet verbunden ist und dem Pflegepersonal hilft, Patienten leichter zu bewegen. In einem anderen Teilprojekt wurden neue Materialien für die Flügel von Windkraftanlagen entwickelt, so dass mit weniger Energieaufwand mehr nachhaltige Energie gewonnen werden kann.
- Innerhalb des Projekts wurden 8 Prototypen entwickelt. Inwieweit sind sie bereit, auf den Markt gebracht zu werden?
Das ist von Projekt zu Projekt sehr unterschiedlich; manche sind weiter fortgeschritten als andere. Aber es gibt auch Innovationen, die in Teilprojekten entwickelt wurden, die in den eigenen Produktionsprozess der teilnehmenden Unternehmen aufgenommen wurden und nicht für die Vermarktung bestimmt sind. Ebenso konnte es passieren, dass Unternehmen während der Produktentwicklung feststellten, dass diese Innovation nicht für eine Markteinführung geeignet war. Das gehört eben dazu, wenn man Innovationen entwickelt. Insgesamt waren die Projektpartner von der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit begeistert. Es gibt sogar Pläne, auch nach dem Projekt weiterhin gemeinsam an neuen Prototypen zu arbeiten.
- Was ist für Euch persönlich der große Vorteil der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit?
Es ist schön, von den Erfahrungen der Projektpartner zu hören. Vor Projektbeginn war man vielleicht ein wenig skeptisch, wie eine deutsch-niederländische Zusammenarbeit funktionieren würde. So wurden wir zum Beispiel gefragt, wie die Kommunikation ablaufen würde. Aber im Nachhinein erfuhren wir, dass das Projekt dafür gesorgt hat, dass sie recht schnell und einfach miteinander in Kontakt kamen. Wenn man nur den ersten Schritt macht, folgt der Rest oft von selbst. Unternehmen sind sich jetzt viel bewusster, dass man auch im Nachbarland einen Kooperationspartner finden kann. Und plötzlich steht ein viel größeres Gebiet für die Erweiterung des eigenen Netzes zur Verfügung, weil die Grenze keine so hohe Hürde mehr darstellt. Das war eine sehr schöne Entwicklung des Projekts. Es nahm auch ein niederländisches Unternehmen teil, das bisher nur niederländische Kunden hatte. Während der Zusammenarbeit wurden sie jedoch zunehmend von den Möglichkeiten des deutschen Marktes inspiriert, was nach und nach zu Handelsbeziehungen mit deutschen Partnern führte. Inzwischen exportieren sie regelmäßig nach Deutschland, wodurch sich ihnen ein viel größerer Absatzmarkt eröffnet hat.
- Wie wollen Sie die Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen KMU auch in Zukunft sicherstellen?
Es ist geplant, im Rahmen von Interreg VI ein neues Großprojekt zu starten, das sich auf technologische Anwendungen konzentriert. Wir hoffen, den Antrag in ein paar Monaten einreichen zu können. Wir möchten gerne dafür sorgen, dass dann wiederum neue Unternehmen, die noch nicht mit Interreg vertraut sind, in Teilprojekte eingebunden werden und Teil der bestehenden Netzwerke werden. Wir möchten mit ihnen über Veranstaltungen zu Themen, wie Smart Industry oder über soziale Medien in Kontakt kommen. Mitunter kommen auch Unternehmen auf uns zu, die schon mal über Partnerunternehmen an einem Interreg-Projekt beteiligt waren und davon begeistert waren; es entsteht dann eine Art Schneeballeffekt. Darüber hinaus bleiben wir in Kontakt mit den Beteiligten des Projekts „i-Pro N Continued“. Wir möchten sie gerne ermutigen, deren Prototyp auch nach Projektende weiterzuentwickeln.
Das INTERREG VA – Projekt „iPro-N Continued” wurde durch die EU finanziert. Des Weiteren wurde das Projekt unterstützt durch das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten, das Wirtschaftsministerium des Landen NRW, das ministerie van Economische Zaken en Klimaat sowie den Provinzen Overijssel, Gelderland, Drenthe, Friesland und Groningen.