Wenn Sie nicht gesund sind, möchten Sie die bestmögliche Behandlung erhalten, um so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen. Als Einwohner der Grenzregion könnten Sie die Wahl haben, in welcher Gesundheitseinrichtung Sie sich behandeln lassen, in Deutschland oder in den Niederlanden. Es gibt immer noch Unterschiede zwischen den Behandlungen in beiden Ländern, bei denen man voneinander lernen kann.
Wie kann sichergestellt werden, dass alle Menschen aus der Grenzregion in der Euregio Rhein-Waal die bestmögliche Qualität der Gesundheitsversorgung erhalten? Das ist eine zentrale Frage, die in den nächsten drei Jahren in zwei Interreg-Projekten für zwei Krankheiten beantwortet wird.
Abgestimmte Behandlungspfade für Kopf- und Halstumore
Tumore im Kopf- und Halsbereich (spezifisch die Glomustumore) wachsen um wichtige Strukturen wie Nerven und Arterien herum, was die Behandlung dieser Tumore erschwert. Die Symptome und Beschwerden reichen von Kopfschmerzen, Tinnitus, Hörverlust, Schluckbeschwerden bis hin zu Gesichtslähmungen. Angesichts der Seltenheit dieser Erkrankung ist es von entscheidender Bedeutung, zusammenzuarbeiten und von den Erfahrungen der anderen zu lernen. Die Projektpartner Radboudumc in Nijmegen und Universitätsklinikum Düsseldorf setzen diese Zusammenarbeit grenzüberschreitend um, wobei auch die Kliniken Maria Hilf GmbH in Mönchengladbach, Maastricht UMC+, Maasziekenhuis Pantein B.V. in Beugen, Rijnstate in Arnheim und das VieCuri Medisch Centrum voor Noord-Limburg in Venlo beteiligt sind.
Ziel des GrenszGlo-Projekts ist es, die wirksamste Behandlungsstrategie zu entwickeln. Um diese Qualitätsverbesserung zu fördern, wird ein Personalaustausch zwischen den Kliniken stattfinden. Darüber hinaus werden die Behandlungsergebnisse in den beteiligten Zentren verglichen. Während mehrerer Veranstaltungen wird die wünschenswerteste Behandlung erörtert. Auch die Nachsorge der Patienten wird eingehend untersucht, und es wird ermittelt, worauf die Patienten am meisten Wert legen, um die Nachsorge in der Grenzregion zu optimieren.
Telemedizinische Plattform für die Erholung nach einer Herzoperation
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, tritt bei 6 % der Bevölkerung auf und verursacht ein stark erhöhtes Krankheitsrisiko (Herzversagen, Hirninfarkt, Demenz). Es beeinträchtigt auch die Lebensqualität und hat erhebliche Auswirkungen auf den Patienten, die Kosten der Versorgung und die Gesellschaft. Wenn Medikamente nicht ausreichend wirken, wird eine chirurgische Behandlung eingesetzt, um den Herzrhythmus wiederherzustellen. In der Euregio Rhein-Waal werden jährlich 1500 Patienten mit diesem Verfahren behandelt. Leider kehrt das Vorhofflimmern bei 25-50 % der Patienten innerhalb eines Jahres zurück. Daher sind neue, wirksame Behandlungsmethoden erforderlich.
Seit kurzem ist bekannt, dass Sport das Risiko eines frühen Todes und einer Erkrankung bei Patienten mit Vorhofflimmern verringert. In der derzeitigen Versorgung spielt Sport für Patienten mit Vorhofflimmern nur eine begrenzte Rolle. Deshalb wollen die Partner des Projekts BEAT THE RHYTHM gemeinsam Sport in der häuslichen Umgebung umsetzen. Im Rahmen dieses Projekts werden grenzüberschreitende Kenntnisse, Erfahrungen und Fachwissen ausgetauscht, was zu einer telemedizinischen Plattform für Sport (in der häuslichen Umgebung) sowie zu einem Fachzentrum für Vorhofflimmern führt. Dies wird eine geringere Krankheitslast und weniger Komplikationen gewährleisten, was zu Kosteneinsparungen und einer geringeren (Arbeits-)Belastung des Gesundheitspersonals führt. Die Partner, die sich hierfür zusammengeschlossen haben, sind das Radboudumc und das Evangelische Krankenhaus Düsseldorf, zusammen mit Rijnstate und der MEDIAN AGZ DÜSSELDORF.
Einbindung von Patienten und anderen Gesundheitsdienstleistern
Die Patienten spielen bei beiden Projekten eine wichtige Rolle, da die Projekte darauf abzielen, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. So wird z. B. eine Bestandsaufnahme dessen durchgeführt, was Glomustumor-Patienten im Nachsorgepfad am meisten schätzen. Die Bedürfnisse der Patienten werden von den Projektpartnern im optimalen Nachsorgepfad berücksichtigt. Patienten mit Vorhofflimmern werden in die Entwicklung und Bewertung des Nachsorgepfads mit der Telemedizinplattform einbezogen. Sie werden aktiviert und motiviert, einen aktiven Lebensstil beizubehalten, was sich positiv auf die Genesung und Gesundheit auswirken wird. Neben den Patienten werden auch andere relevante Nutzer, wie z. B. Physiotherapeuten, Input für die Plattform liefern.
Die Ergebnisse dieser Projekte werden auf breiter Ebene verbreitet, so dass auch andere Gesundheitseinrichtungen von den entwickelten Behandlungspfaden und der Plattform profitieren können. Zur Verbreitung von Informationen werden unter anderem eine Website, Symposien und Patientennachmittage genutzt.
Beide Projekte starteten Anfang Juni 2024 und werden im Rahmen des Interreg VI-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt. Die Projekte werden mit insgesamt rund 716.000 € von der Europäischen Union, der Provincie Gelderland und dem MWIKE NRW kofinanziert.