In vielen Regionen Europas stehen Böden zunehmend unter Druck: intensive Landwirtschaft, Klimawandel und der Rückgang biologischer Vielfalt führen zu einer schleichenden Verschlechterung ihrer Funktionen. Besonders betroffen ist das Bodenmikrobiom – die unsichtbare, hochkomplexe Gemeinschaft aus Milliarden von Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen, die entscheidend dafür sind, dass Böden überhaupt funktionieren. Sie steuern die Zersetzung organischer Stoffe, schließen Nährstoffe auf, stabilisieren Bodenstrukturen, filtern Wasser und schützen Pflanzen vor Krankheitserregern. Wenn dieses Mikrobiom gestört wird, verlieren Böden an Fruchtbarkeit, Wasserhaltevermögen und ökologischem Gleichgewicht. Landwirten fehlen bisher praktikable Methoden, um diese Prozesse zu messen oder gezielt zu nutzen. Das Interreg-Projekt Novel Engineered Resources Targeting Holistic Use of Soil (NERTHUS) entwickelt deshalb neue Ansätze, um Bodenmikrobiome und Bodenfunktionen besser zu verstehen, zu stärken und in die landwirtschaftliche Praxis einzubetten.
NERTHUS verfolgt einen vierteiligen Ansatz:
- Benchmarking von Bodenfunktionen in repräsentativen Boden- und Bewirtschaftungssystemen in Norddeutschland und dem Norden der Niederlande.
- Entwicklung neuer Analysemethoden, die das Mikrobiom in funktionale Gruppen aufschlüsseln und schnelle, kostengünstige Funktionsmessungen ermöglichen.
- Erstellung maßgeschneiderter Bodenverbesserer aus regionalen, erneuerbaren Ressourcen, die gezielte Funktionen wie Wasserregulierung, Kohlenstoffspeicherung oder Nährstoffdynamiken unterstützen.
- Aufbau eines Decision Support Systems (DSS), das Landwirten hilft, passende Bodenverbesserer für ihre konkreten Bedingungen auszuwählen.
Ein ergänzendes Konsortium
Das NERTHUS-Konsortium verbindet Forschungseinrichtungen, Technologieentwickler, landwirtschaftliche Organisationen und Wasserbehörden. Wetsus, Hochschule Osnabrück, 3N und Biotrack bringen wissenschaftliche und technische Expertise ein; Agricycling, Agrarische Natur Drenthe, DLV Advies und landwirtschaftliche Netzwerke gewährleisten die Verbindung zur Praxis; Wasserverbände liefern Perspektiven zur Wasserqualität. Die Zusammenarbeit ist bewusst grenzüberschreitend angelegt, um Erfahrungen, Daten und Lösungen beider Regionen zu verknüpfen.
Bedeutung für die Interreg-Region
Für die Interreg-Region zwischen Norddeutschland und den nördlichen Niederlanden ist diese Arbeit besonders relevant. Beide Gebiete teilen ähnliche Böden, vergleichbare landwirtschaftliche Strukturen und gemeinsame Herausforderungen wie Nährstoffüberschüsse, Trockenstress und Belastung der Grund- und Oberflächengewässer. Gleichzeitig fehlen regionale Werkzeuge, die Bodenfunktionen praktikabel erfassen und verbessern.
NERTHUS schafft hier einen klaren Mehrwert: Das Projekt liefert regional abgestimmtes Wissen über Bodenmikrobiome, entwickelt erneuerbare und lokal verfügbare Bodenverbesserer und stellt mit dem DSS ein anwendungsnahes Instrument für die Praxis bereit. Die Region gewinnt damit ein gemeinsames Verständnis ihrer Böden, konkrete Werkzeuge für nachhaltigeres Bodenmanagement und eine robustere Grundlage für klimaresiliente Landwirtschaft und sauberes Wasser.















