Am 10. November kamen 72 Repräsentant*innen von deutschen und niederländischen Organisationen, die sich mit nachhaltigen Entwicklungen beschäftigen, in Greven zusammen, um sich über gemeinsame Wünsche und Ziele auszutauschen und voneinander zu lernen. Es wurden erfolgreiche Kooperationen vorgestellt und neue grenzüberschreitende Kooperationsprojekte diskutiert. Netzwerk Oberfläche e. V. ist seit Jahren federführend bei der Initiierung von Interreg-Projekten und verbindet KMU als Kooperationspartner, wobei die Grenze sicherlich keine Barriere darstellt! Ein großes grenzüberschreitendes Netzwerk bietet viele Chancen und Möglichkeiten, so die Organisatoren der Veranstaltung. Dies wurde durch Projektergebnisse aus bereits abgeschlossenen INTERREG V-Projekten belegt, die inzwischen erfolgreich vermarktet wurden. Die Grundlagen für viele dieser Ergebnisse wurden in den deutsch-niederländischen Projekten Smart Production und Fairing Flex gelegt.
Smart Production
Das Projektkonsortium Smart Production, dem 10 KMU angehören, hat verbesserte und erschwingliche Herstellungsverfahren für Produkte in Kleinserien erarbeitet. Bei Kleinserienprodukten werden nur wenige Exemplare hergestellt. Gleichzeitig handelt es sich bei solchen Produkten oft um spezielle Formen, die eine kostspielige Herstellung von Formen (en: Mould) erfordern. Die im Rahmen des Projekts entwickelte Fleximould-Technologie ermöglicht es mit einem Werkzeug individuelle Formen einzustellen. Die Maschine arbeitet mit verstellbaren Stiften, die flexibel und schnell eingestellt werden können, um die gewünschte Form der Produkte zu erzeugen. Das Material kann dann im Tiefziehverfahren mit Hilfe von Vakuum in die voreingestellte Form gezogen werden. Die hierdurch entstehenden Produkte sind besonders in Kleinserien deutlich kosteneffizienter, da die teure Investition in eine Gusseiserne Form komplett entfällt. Die 1,6×0,8 m große Mould kann in einem industriellen Maßstab eingesetzt werden. Praktische Beispiele für Produkte aus der FlexiMould wurden auf dem Treffen gezeigt.
Neben der Fleximould-Technologie wurden im Rahmen des Projekts auch intelligente 3D-Druckverfahren in größerem Maßstab für bisher nicht druckbare Materialien erforscht und entwickelt. Neue Messmethoden und Algorithmen, die im Rahmen des Projekts erprobt wurden, werden in Zukunft für eine nachhaltige Analyse von Materialen sorgen. Dadurch wird eine unnötige Zerstörung von Material bei der Materialprüfung während der Produktion vermieden.
FairingFlex
Im Rahmen des FairingFlex-Projekts wurden Prototypen für spezielle Fahrräder, wie Transporträder und Velomobile, entwickelt und in der Praxis getestet. Aufgrund ihrer Verwendung in einem Nischenmarkt werden diese Fahrradtypen nicht wie Standardfahrräder aus China und anderen asiatischen Ländern bezogen, sondern von mittelständischen Unternehmen in den Niederlanden und Deutschland hergestellt. Beide Länder haben ihre eigenen Kenntnisse und Erfahrungen in Teilbereichen, die sich gegenseitig ergänzen, wobei das eine Land mehr Einblick in leichte Strukturen und das andere in Festigkeitsberechnungen hat. Ein gemeinschaftliches Ziel ist ein umweltfreundliches Verkehrswesen mit speziellen Fahrrädern. Wichtig ist, dass diese speziellen Fahrräder den motorisierten Verkehr ersetzen können, damit ihre Nutzung weniger umweltschädlich ist. Leichtbau ist hier ein Schlüsselwort, da dadurch beim Radfahren weniger (elektrische) Energie benötigt wird. Um dies zu erreichen, wurde die Technologie des Projekts Smart Production wiederverwendet. Auf diese Weise sind die verarbeiteten Materialien robust und gleichzeitig leicht. So kann der Velomobilist mit der gleichen Batterie längere Strecken zurücklegen. Dazu gehörten auch geschlossene Modelle mit Stromlinienverkleidungen, um mit weniger Luftwiderstand ans Ziel zu kommen.
Das Produktionsverfahren mit der Fleximould bietet auch Lösungen für Transportfahrräder. Darüber hinaus arbeiten die Projektpartner an Isolierungskonzepten, die den Transport von kalten und warmen Lebensmitteln bei konstanter Temperatur ermöglichen. Die anschließende Produktion mit den verschiedenen Materialien wurde auf der Fleximould durchgeführt. Transportfahrräder bieten eine gute Alternative zu den vielen Lieferwagen der Supermärkte, die nach Hause liefern und zunehmend das Straßenbild dominieren. Der Projektpartner Nijland Cycling präsentierte bei der Veranstaltung am 10.11. einen Prototyp eines im Rahmen des FairingFlex-Projekts entwickelten Transportfahrrads.
Die INTERREG VA – Projekte „Smart Production“ und „FairingFlex“ werden durch die Europäische Union finanziert. Außerdem unterstützten das Wirtschaftsministerium des Landes NRW, das Ministerium für Wirtschaft und Klima sowie die Provinzen Overijssel, Gelderland und Fryslân die beiden Projekte.