Die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion stehen vor zentralen Herausforderungen: Steigende Nachfrage, knappe Ressourcen und der Anspruch an nachhaltige Lösungen verlangen nach innovativen Ansätzen. Genau hier setzen zwei neue grenzübergreifende Projekte an, die im Rahmen des Interreg-Programms Deutschland-Nederland genehmigt wurden.
Mit ihren zukunftsweisenden Technologien zielen diese Projekte darauf ab, den Gewächshaussektor zu digitalisieren und die Qualitätsprüfung von Getreide effizienter zu gestalten. Beide Vorhaben vereinen Partner aus Forschung und Wirtschaft, um technologische Durchbrüche zu erzielen, die nicht nur die Betriebe vor Ort, sondern die gesamte Branche nachhaltig verändern können.
Predictive Ai: harvests & prices
Das Projekt Predictive Ai: harvests & prices, das Anfang November 2024 offiziell gestartet ist, widmet sich den Herausforderungen des Gewächshaussektors. Ziel ist es, innovative Lösungen für Prognosen und Betriebsoptimierungen zu entwickeln, die Gewächshausbetreibern helfen, Prozesse zu automatisieren und Ressourcen effizient einzusetzen.
Dank neuer, auf Computer-Vision basierender Technologien können Gewächshausbesitzer künftig mobile Kameras und autonome Drohnen nutzen, um Obst und Gemüse präzise zu zählen und zu messen – zwei der aktuell zeitaufwändigsten Aufgaben. Zusätzlich ermöglicht die Technologie Einblicke in die Wachstumsrate der Pflanzen, sodass nicht nur Erntezeitpunkte optimiert, sondern auch Verluste durch Diskrepanzen zwischen Ernte- und Verkaufszeit minimiert werden können. Ein weiteres Highlight des Projekts ist die Kombination von Ernte- und Mengenprognosen mit Preisvorhersagen, die Gewächshausbetreibern zuverlässige Verkaufsentscheidungen ermöglicht.
Das Projekt wird von einem grenzübergreifenden Konsortium getragen: Der federführende Partner HarvestAi Research Netherlands B.V. arbeitet gemeinsam mit den Partnern Corvus Drones B.V., Troido GmbH, sowie den Gewächshausbetrieben Botany B.V. und Gartenbauzentrale e.G. Unterstützt wird die Initiative durch RheWaTech – Rhein-Waal Institut für Technologie gemeinnützige UG. Das Projekt läuft bis Ende Februar 2027 und wird mit 848.032,50 Euro durch die Europäische Union, das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, das Ministerie van Economische Zaken, das Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, die Provinz Gelderland und die Provinz Limburg gefördert.
GRaiNNOVATE: Effizienz in der Getreidequalität
Parallel dazu hat auch das Projekt GRaiNNOVATE offiziell begonnen, das sich mit der Entwicklung eines innovativen Geräts zur schnellen und präzisen Bestimmung der Getreidequalität beschäftigt. Damit adressiert das Projekt ein drängendes Problem in der Getreideproduktion: die zeit- und ressourcenaufwändige Qualitätsprüfung. Im Rahmen dieses Projekts entsteht das SMS4Grain-Gerät – ein bahnbrechendes System, das spektroskopische Verfahren, Biophotonik und künstliche Intelligenz kombiniert, um Qualitätsparameter wie Fallzahl, Protein-, Gluten- und Feuchtigkeitsgehalt sowie Keimfähigkeit schnell und präzise zu bestimmen.
Der Einsatz dieses Systems bedeutet nicht nur eine erhebliche Zeitersparnis, sondern auch eine Reduzierung von Ressourcenverschwendung entlang der Getreide-Mehl-Kette. So wird beispielsweise die Keimfähigkeit des Getreides in Minuten statt in mehreren Tagen überprüft. Das Projekt wird durch den niederländischen Partner Meluna Research B.V. geleitet, mit Beteiligung der Aspectus GmbH, der Plange GmbH und der Rheinland Technologie GmbH, sowie der Technischen Universiteit Eindhoven.
Dieses Projekt läuft noch bis Ende April 2027 und wird mit einem Förderbetrag von 1.087.787,19 Euro mitfinanziert durch die Europäische Union, das Ministerie van Economische Zaken, das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und die Provinzen Gelderland und Noord-Brabant.
Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft
Diese beiden Projekte stehen beispielhaft für die Stärke grenzübergreifender Zusammenarbeit und den Einsatz innovativer Technologien, um die Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Sie zeigen, wie durch Forschung und Entwicklung in einem interkulturellen Kontext Lösungen geschaffen werden, die weit über die Grenzen hinaus wirken.