Damit die Schmerzen nicht mehr unter dem Radar bleiben

24.01.2024

Neues Interreg-Projekt will „das Gesundheitsangebot für Menschen in der Ems-Dollart-Region unmittelbar verbessern“ – Prävention und Aufklärung zu Schmerzerkrankungen stehen im Fokus

Wie kann besser mit chronischen Schmerzen umgegangen werden? Wie beugt man diesen Schmerzen vor? Und wie kann das Wissen über Präventionsmöglichkeiten verbessert werden?

Diese Fragen will das niederländisch-deutsche Projekt „Schmerz in der Ems-Dollart-Region: eine versteckte Krankheit mit weitreichenden Folgen“ auf den Grund gehen.
Ermöglicht wird das grenzübergreifende Projekt durch EU-Mittel in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro aus dem Förderprogramm Interreg VI A Deutschland-Nederland.

Das Vorhaben wird in Zusammenarbeit der Universitätsmedizin Oldenburg und des Universitair Medisch Centrum Groningen (UMCG) umgesetzt. Darüber hinaus sind zahlreiche andere niederländische und deutsche Partner aus dem Gesundheitssektor, aber auch Gemeinden und Sportverbände an der Initiative beteiligt.

„Schmerzerkrankungen werden nur unzureichend erfasst und sind ein großes Problem in unserer Region“, sagt Schmerzforscher Remko Soer vom UMCG. „Viele Menschen sprechen nicht darüber und die Problematik bleibt unter dem Radar. Ohne das nötige Wissen sind diese Menschen aber gefährdet, an schweren chronischen Schmerzen zu erkranken“, so Soer.

Das Projekt zielt darauf ab, das richtige Wissen über Schmerzen zu vermitteln und den Umgang damit zu verbessern. Das beginnt schon bei der jüngsten Zielgruppe, den Grundschulkindern. „Mit Hilfe von interaktivem Unterricht werden wir den Kindern beibringen, welche Funktion Schmerzen haben, warum sie wichtig sind und wie man mit ihnen umgeht“, sagt Soer.

Neben der Aufklärung in den Schulen wird im kommenden Jahr auch eine große öffentliche Kampagne gestartet, die u.a. mit Videos auf Social-Media-Kanälen umgesetzt wird. Diese wird sich an alle Bevölkerungsgruppen aber im Speziellen an Zielgruppen wie junge Menschen, Sportler*innen und Menschen mit körperlich anstrengenden Berufen (z.B. Arbeitende auf Werften) richten.

Darüber hinaus zielt das Projekt auch auf eine bessere Beratung der Patient*innen ab. Remko Soer sagt: „Wir stellen fest, dass die Patientinnen und Patienten nicht immer die gleichen, guten Ratschläge erhalten, wenn es um Schmerzen, Schmerzbehandlung und Prävention geht.“ Deshalb sollen Mitarbeitende aus dem Gesundheitsberufe im Rahmen des Projektes geschult werden, um die richtigen Behandlungen oder Präventionsmaßnahmen empfehlen zu können. Fachkräfte aus Allgemeinmedizin, Physiotherapie, Ergotherapie, Krankenpflege und Psychologie auf beiden Seiten der Grenze sollen genauso von diesem Angebot profitieren wie Medizinstudierende.

Die Teilprojekte unter niederländischer Leitung haben unter anderem zum Ziel, deutschen Schmerzpatientinnen und -patienten exemplarisch eine Behandlung am Universitair Medisch Centrum Groningen zu ermöglichen. Das Universitätskrankenhaus bietet einen hochspezialisierten Eingriff an, der Schmerzen bei palliativen Patient*innen reduzieren soll, bei denen auch Morphine keine Wirkung zeigen. Im Rahmen des Interreg VI-Projekts wollen die Beteiligten außerdem das Schmerzspezialisten-Netzwerk in der Ems-Dollart-Region analysieren und ein Patientenverfolgungssystem entwickeln, mit dem sie nachvollziehen können, welche medizinischen Angebote Betroffene mit welchem Ergebnis annehmen.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen Gesundheitseinrichtungen, Gemeinden und Sportverbänden aus Drenthe, Friesland und Groningen und mehreren Organisationen aus Nordwestdeutschland. „Wir haben bereits viel gemeinsam recherchiert und erkennen die gleichen Probleme in unserer Region – auch auf der anderen Seite der Grenze. Die Menschen wissen zu wenig über Schmerzen, melden sich zu selten bei den Gesundheitseinrichtungen – und wenn sie es doch tun, erhalten sie nicht immer den gleichen Rat.

Soer ist sich sicher, dass die grenzübergreifende Zusammenarbeit dafür sorgt, dass beide Seiten voneinander lernen können.
„Wir freuen uns, dass wir mit diesem grenzübergreifenden Vorhaben das Gesundheitsangebot für Menschen in der Ems-Dollart-Region unmittelbar verbessern können“, sagt Gesundheitsökonom Prof. Dr. Lars Schwettmann vom Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI), das auf die grenzübergreifende Forschung im Gesundheitswesen spezialisiert ist. Schwettmann untersucht, wie sich die im Rahmen des Projekts geplanten Maßnahmen auf die Gesundheitssituation in der Region auswirken.
Das Projekt läuft bis Ende 2027.

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