In der letzten Woche unserer Kampagne über die People to People-Projekte möchten wir Ihnen die euregio rhein-maas-nord und vier ihrer Klein- und Miniprojekte vorstellen. Getreu dem Motto „Wir machen Europa hier in der Region greifbar“ will die Euregio mit der größten Bevölkerungsdichte, grenzüberschreitende Projekte fördern und in die Tat umsetzen.
Seit 1978 ist die euregio rhein-maas-nord der Ansprechpartner für Bürger, Vereine, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und sonstige Organisationen in der deutsch-niederländischen Grenzregion. Ihr Arbeitsgebiet erstreckt sich von Noord-Limburg und dem südlichen Teil des Kreises Kleve bis hinunter nach Echt-Susteren in Midden-Limburg und dem Selfkant. Zu den 31 Mitgliedskommunen gehören auf niederländischer Seite unter anderem Venray, Venlo, Nederweert und Roermond und auf deutscher Seite der Kreis Viersen, die Städte Krefeld, Düsseldorf, Mönchengladbach und der Rhein-Kreis Neuss.
Für ihre Mitglieder kümmert die euregio sich um alle grenzüberschreitenden Interessen, um die Barrierewirkung der Grenze zu reduzieren. Beispielhaft hierfür seien der Ausbau der Infrastruktur, der Austausch zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen und die Anerkennung von Berufsabschlüssen genannt. Anlaufstelle für Bürger bei Fragen rund um die Themen Wohnen, Arbeiten oder Studieren im Ausland ist der GrenzInfoPunkt bei der euregio rhein-maas-nord. Seit dem 1. Januar 2020 gibt es außerdem den Service Grenzarbeit in Venlo für deutsche oder niederländische Bürger, die Arbeit im Nachbarland suchen und für Arbeitgeber, die im Nachbarland aktiv sein möchten. Über die Initiative euregio-Xperience wird es Auszubildenden aus Deutschland und den Niederlanden ermöglicht, mithilfe von Firmenbesuchen, Sprachkursen, Workshops und Bewerbungstrainings ihre Fühler in die Arbeitswelt des Nachbarlandes auszustrecken und wichtige Kontakte zu knüpfen.
Die People to People-Projekte der euregio rhein-maas-nord, die anhand einiger Beispiele in dieser Kampagne vorgestellt werden, zeigen, wie die Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Vereinen, Unternehmen und Bildungseinrichtungen das Grenzgebiet zusammenwachsen lässt. Ermöglicht werden diese Kooperationen durch eine INTERREG-Förderung aus dem Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) der EU. Die Menschen im Gebiet der euregio rhein-maas-nord sind zuversichtlich, dass sie diese Unterstützung auch in den kommenden Jahren nutzen können, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in ihrer Heimat fortzusetzen.
Kunst verbrüdert
Wie können Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung aus Deutschland und den Niederlanden sich besser kennenlernen und zugleich ihre kreativen Fähigkeiten entwickeln? Die Antwort liegt in der Kunst. Künstler des Ateliers „Strichstärke“ in Mönchengladbach und von „Pedagogisch Sociaal Werk“ (PSW) aus Tegelen führen deshalb zusammen Workshops dies- und jenseits der Grenze durch.
Bart Schouenberg ist Beauftragter für inklusive Entwicklung bei Hephata, einer Mönchengladbacher Stiftung, die neben der Unterbringung von Menschen mit einer geistigen und körperlichen Behinderung, tagsüber auch Aktivitäten für etwa 3.000 Menschen in ganz Nordrhein-Westfalen anbietet. Der Niederländer erklärt, dass das Angebot kreativer Aktivitäten die Kontakte und den Sprachaustausch zwischen niederländischen und deutschen Künstlern erleichtert. „Durch die gemeinsame Arbeit an einem kreativen Projekt ist es einfacher, sich kennenzulernen und zu verstehen. Das funktioniert durch das gemeinsame Interesse an der Kunst auf natürliche Weise. Wir möchten konkrete Utensilien herstellen und versehen sie mit Kunst; zum Beispiel Tassen, Keksdosen oder Trinkbecher aus Bienenwachs. Auf der niederländischen Seite bietet das PSW in Tegelen ähnliche Aktivitäten an. Wir waren bereits mit einer Gruppe deutscher Künstler dort. Die Teilnehmer beider Gruppen verstehen sich gut und die Menschen sind offen und interessieren sich für einander.“
„Wir organisieren mehrere grenzüberschreitende Workshops und nehmen an einer Kulturnacht unter dem Motto „Europa“ in Mönchengladbach teil. Mit dem Projekt „Kunst verbrüdert“ wollen wir sprachliche und kulturelle Grenzen überwinden und uns durch Kunst und Kreativität einander annähern“, sagt Bart Schouenberg.
Strategische Partnerschaft Beesel – Brüggen
Schon viele Jahre arbeiten Vereine und Schulen aus den Gemeinden Brüggen und Beesel immer wieder zusammen. Nun möchten die beiden Gemeinden ihre Städtepartnerschaft auf eine neue Ebene heben und ihre Zusammenarbeit intensivieren. Ganz im Sinne des europäischen Gedankens wurde am 9. Mai 2019, dem Europatag, die Städtepartnerschaft offiziell besiegelt. Symbolisch wurde ein Ortsschild, das auf die Städtepartnerschaft hinweist und ein gemeinsames Logo trägt, enthüllt. Verbunden wurde dies mit einem Fest für alle Einwohner.
Von nun an arbeiten vier Arbeitsgruppen regelmäßig an der Organisation von Aktivitäten, die nicht nur die Bürger der beiden Gemeinden näher zusammenbringen, sondern auch Geschäftsleute, Mitarbeiter der Gemeinden und Vertreter der Gemeinderäte. Einen großen Teil der grenzüberschreitenden Projekte werden natürlich auch Austauschaktivitäten zwischen Schulen, Sport- und Musikvereinen sowie von Vereinen im kulturellen Bereich ausmachen.
Kurz vor Weihnachten wurde 2019 die Stiftung „Grenze(n)lo(o)s“ gegründet, um der strategischen Partnerschaft zwischen Beesel und Brüggen konkrete Gestalt zu geben. Der Vorsitzende dieser Stiftung ist der ehemalige Beigeordnete der Gemeente Beesel, Jan Smolenaars: „Ziel der Stiftung ist es, gemeinsam mit den Bewohnern, Institutionen, Unternehmen und Vereinen von Beesel und Brüggen grenzüberschreitende Aktivitäten auf den Weg zu bringen. Ein erstes Treffen hat Anfang Januar stattgefunden. Dazu waren alle Vereine aus beiden Gemeinden eingeladen.“
Geplant ist ein euroregionales Schützenfest, das Bürger und Vereine aus Brüggen und Beesel gemeinsam am Grenzort De Witte Stein feiern wollen. Etwa je zehn Schützenvereine aus den Niederlanden und Deutschland werden teilnehmen.
Foto: Paul Offermans, Manfred Klingen, Jan Peulen, Jac van Deuzen, Jan Smolenaars und Dominik Seifert, der auf diesem Bild nicht zu sehen ist, sind die treibenden Kräfte hinter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.