Aus Hosen werden Autositze

13.10.2020

Neues Leben für Alttextilien aus Mischfasern. Die Altkleiderberge wachsen hierzulande massiv an und werden zum großen Teil vernichtet anstatt recycled wieder in die Textilwirtschaft zu gehen. Dabei sind Alttextilien ein wertvoller Rohstoff, der sich hervorragend wiederverwenden lässt. Im Rahmen des INTERREG V Programms arbeitet der Engineering- und Entwicklungsdienstleister imat-uve mit deutsch-niederländischen Projektpartnern zusammen an einer industriellen Lösung zum Recycling von Altkleidern aus Mischfasern. Die Recycling-Garne und -Webstoffe sollen vor allem Anwendung in der Automobilindustrie finden.

Bisherige Recyclingansätze verfolgen meist chemische Prozesse und sind daher nicht im Sinne von echter Nachhaltigkeit zu sehen. Das Unternehmen imat-uve entwickelt mit einem Konsortium von Partnerunternehmen ein mechanisches Recyclingverfahren ohne Chemikalien, das Alttextilien aus Mischfasern einer sinnvollen Wiederverwertung im Fahrzeug-Interieur zuführt.

Durch Optimierungen des Recycling-Prozesses können die Mischfasern sehr fein aufgerissen und durch neue Technologien der Spinnereivorbereitung in ein besonders weiches gleichmäßiges Kardenband verarbeitet werden. Dieses bildet die beste Grundlage für das Verspinnen. Die entstehenden hochwertigen Garne können je nach Beimischung von Polyester für verschiedene Ansprüche weiterverarbeitet werden. Die Rohware zur Herstellung der Garne besteht aus sortierter gebrauchter Arbeitskleidung (aus 60 Prozent Polyester und 40 Prozent Baumwolle) und Altkleidern (aus unbekannten Fasermischungen) sowie aus Roh-Polyester.

Aus den entstandenen Recycling-Garnen hat imat-uve diverse Gewebemuster erstellt. Im Webprozess zeigt sich ein hervorragendes Ergebnis. Selbst Garn aus 100 Prozent Mischfasern konnte ohne Komplikationen industriell gewebt werden. Es gab keine Fadenbrüche und kaum Faserabrieb beim Weben. In Versuchen mit vorherigen Garn- und Webversionen wurden  Standardprüfungen für die Automobilindustrie, in der hohe Anforderungen an die Strapazierfähigkeit und an den Komfort der Textilien gelten, bereits sehr gut bestanden. Die Prognose für die aktuellen Gewebe lässt auf noch vielversprechendere Testresultate in den nächsten Versuchsreihen schließen. Gespannt erwarten die Projektpartner weitere Webversuche im Spätsommer 2020, bei denen Garne aus 100 Prozent Mischfasern nicht nur als Schuss- sondern auch als Kettfäden verarbeitet werden.

Die Anforderungen der Automobilindustrie gelten als höchste Ziele der Anwendung, die entwickelten Garne sollen aber auch anderen Branchen wie Architektur, Heimtextil und Bekleidung zur Verfügung stehen. Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft mit Cradle-to-Cradle (C2C) Prinzipien soll das Gemeinschaftsprojekt für eine Reduzierung des CO2-Footprints von Textilien und einer Stärkung der Textilindustrie im Rhein-Maas-Gebiet sorgen. Die Prozess und Produktinnovation soll genutzt werden, um die Textilindustrie in der Grenzregion Deutschland-Niederlande als Innovationsführer im Bereich Mischfaserrecycling und textiler Kreislaufwirtschaft zu etablieren.

Neben imat-uve besteht das Projektkonsortium aus den Partnern C2C ExpoLab, FBBasic, Stichting Texperium sowie Trützschler. Das Projekt wird im Rahmen des INTERREG-Programms Deutschland-Nederland durch die Europäische Union gefördert und von den Projektpartnern, vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium (MWIDE NRW), dem niederländischen Ministerie van Economische Zaken en Klimaat (EZK) sowie den Provinzen Limburg und Overijssel mitfinanziert. Das Projekt startete vor einem Jahr in der deutsch-niederländischen Grenzregion und läuft bis Dezember 2021.

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